Ausdauertraining u. vernünftigen Ernährung =
Fit, Gesund u. Gewichtsabnahme!
Die beiden trafen sich zu einem Gespräch.
Inhalt
Bewegungsmuffel «Sportmuffel» Markus Notter begegnet Miss Fitness Tanja Baumann
in diesem Heft:
Die Begegnung «Ich bin kein Sportstyp», bekennt der Zürcher Regierungsrat MarkusNotter.
«Bewegung soll Spass machen, kein Zwang sein.»
Dafür ist die Fitnessweltmeisterin Tanja Baumann «ständigirgendwie in Bewegung».
Tanja Baumann und Markus Notter im Gespräch.
«Ich bin kein Sportstyp», bekennt der Zürcher Regierungsrat Markus Notter.
Für die Fitnessweltmeisterin Tanja Baumann hingegen gehört eine "gesamtheitliche Fitness" zum guten Lebensgefühl.
Die beiden trafen sich zu einem Gespräch.
Markus Notter: Ich stehe dazu: Ich bin kein Sportstyp. Es liegt mir einfach nicht, bewusst Sport nach Programm zu treiben. Wenn das jemandem ein inneres Bedürfnis ist, dann soll er das tun, aber für mich muss es nicht sein.Viel wichtiger ist es, seinen Körper zu kennen und zu wissen, was er braucht. Ganz abgesehen davon ruft ein übertriebenes Training oft mehr Schädigungen hervor, als dass es der Gesundheit nützt.
Tanja Baumann: Im Gegensatz zu Ihnen ist Fitness meine Arbeit, mein Hobby und meine Leidenschaft. Ich verfüge über eine beinahe unbändige Energie und bin immer irgendwie in Bewegung, sei es beim Unterrichten oder beim Einüben neuer Choreographien. Unser gesamtes Dasein ist durch Bewegung bestimmt. Ohne sie gäbe es kein Leben, keine Herausforderungen und kein Wachstum. Wer sich nicht bewegt, erreicht keine Ziele. Ich bewege mich auf allen Ebenen: körperlich, mental und spirituell. Allerdings stelle ich derzeit die geistige Bewegung in den Vordergrund. Ich lese viel und bereite mich auf Fitnessseminare vor, die ich demnächst gebe.
Das nehmen wir sportlich:
Notter (lacht): Ich kann ja dann im Rentenalter zu Ihnen ins Training kommen. Bis dahin habe ich allerdings vor, mich weiterhin so viel zu bewegen,wie es meinem Bedürfnis entspricht. Ich bin relativ oft zu Fuss unterwegs, und im Sommer fahre ich ab und zu mit dem Fahrrad von zu Hause zum Bahnhof. Meine Meinung ist:Wenn man sich tagsüber zwölf Stunden gesundheitlich unsinnig verhält und meint, man könne das kompensieren, indem man etwa während der Rushhour auf dem Trottoir durch die Stadt rennt oder abends eine halbe Stunde ins Fitnessstudio geht, dann ist das eine falsche Ausrichtung. Das ist eine Manifestation eines übertriebenen Bedürfnisses, sich auf Leistung hin zu bewegen, der ein ganzheitliches Verständnis fehlt.
Baumann: Da bin ich ganz Ihrer Ansicht: Die Ganzheitlichkeit ist ein entscheidender Punkt. Aber in unserer Konsumgesellschaft haben viele Menschen den Draht zu sich verloren. Sie spüren nicht mehr, was ihnen gut tut.
Notter (schmunzelt): Das kann ich nicht beurteilen. Da ich mich nicht übermässig viel bewege, findet diese Endorphinausschüttung bei mir vermutlich gar nicht statt.
Baumann: Glücklich zu sein, ist ein Schlüssel zur Gesundheit. Wer sich gefunden und akzeptiert hat, merkt nicht nur, ob sein Körper Ruhe braucht oder ob er nach Bewegung verlangt, sondern kann auch die Veränderungen annehmen, die das Leben mit sich bringt.
Notter: Und das Berufsleben: Wenn wir etwa wieder einmal einen neuen Sparauftrag fassen und alle betrübt sind, dann sage ich jeweils zu meinen Leuten: Kommt, das nehmen wir sportlich.
Baumann: Die beste Gesundheitsprävention ist immer noch viel Bewegung an der frischen Luft. Man kann Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit und Koordination trainieren, ohne von einem Fitnessstudio abhängig zu sein. Eine ganzheitlich verstandene Fitness, die auf die Balance von Körper, Seele und Geist abzielt, schliesst ausserdem eine natürliche und vielseite Ernährung mit ein. Aber anstatt auf ihr Lustund Sättigungsgefühl zu hören, lassen sich viele Menschen die Essgewohnheiten von einem gesellschaftlich vorgegebenen Schönheitsideal diktieren.
Notter: Es ist unglaublich, was sich die Leute mit industriellen Halbfertig- und Fertigprodukten antun, die sie in sich hineinschaufeln. Würden die Zutaten vermehrt selbst zubereitet, könnte man den Wert der Nahrung steigern.
Baumann: Das ist eine Zeiterscheinung. Wer macht sich heute schon die Arbeit, beispielsweise ein Joghurt selber herzustellen.
Notter: Da gibt es eine breite Palette von Massnahmen: Die Gesundheitsdirektion hat beispielsweise die Zürcher Präventionstage initiiert und institutionalisiert. Oder:Zusammen mit dem präventivmedizinischen Institut werden Studien erarbeitet, kürzlich eine zur Gesundheit von Jugendlichen. Für mich stellt sich aber die Frage, inwieweit der Staat den Leuten sagen muss, wie sie leben sollen. Erschwerend kommt hinzu, dass der Staat auf gewisse gesellschaftliche Entwicklungen wie etwa die Mobilität, die ungesunde Verhaltensweisen nach sich ziehen, kaum Einfluss nehmen kann. Auch wenn immer mehr Leute stundenlang vor dem Fernseher sitzen, ist dies eine Versuchung, der mit staatlichen Programmen schwerlich beizukommen ist. Es ist aber unbestritten, dass wir im Bereich der Aufklärung und der Wissensvermittlung, insbesondere auch an den Schulen, relativ viel unternehmen.
Markus Notter: Doch Einsichten lassen sich nicht auf Knopfdruck durchsetzen. Man muss auch auf die Vernunft der Leute vertrauen.
Baumann: Ich glaube, dass das Problem der Aufklärung bereits bei der Erziehung beginnt: Kinder und Jugendliche sind darauf angewiesen, dass wir ihnen einen gesunden Lebenswandel vorleben. Rauchende Eltern, die ihre Kinder vollqualmen, nehmen diese Verantwortung beispielsweise zu wenig wahr. Meiner Ansicht nach ist die Aufklärung an den Schulen ungenügend und sind die Medien für die Unwissenheit der Leute mit verantwortlich.
Notter: In Anbetracht der steigenden Gesundheitskosten hätten auch die Krankenkassen eine wesentliche Aufgabe, die Leute zu motivieren, sich ihre Gesundheit durch einen vernünftigen Lebenswandel und entsprechende Ernährung zu erhalten. Allzu leicht vergessen wir, dass die Gesundheit kein Konsumgut ist, das man sich beim Arzt erkaufen kann. Zum Thema Rauchen ... auch ich finde es nicht toll, wenn die Leute überall herumqualmen. Andererseits muss ich gestehen, dass ich ein Genussraucher bin.Nach dem Mittagessen rauche ich eine Pfeife, nur eine, das entspannt mich. Ich weiss nicht, ob das so wahnsinnig schädlich ist, ich hoffe es jedenfalls nicht.
Baumann: Fakt ist: Rauchen schadet der Gesundheit. Aber - bewusst geniessen zu können, ist auch wichtig.
Tanja Baumann: Für mich sind auch ein Saunabesuch, am Sonntag ausschlafen und fein essen gehen Teil der richtig verstandenen Fitness.
Baumann: Das tut mir gut und ist letztlich sicher gesünder, als wenn ich jeglichem Genuss entsagen würde.
care: Wie kann man körperlich passive Menschen zur Aktivität motivieren?
Notter: Ich frage mich, ob das überhaupt nötig ist. Wenn sich jemand nicht bewegen kann oder sein Glück in der körperlichen Passivität findet, wahrscheinlich nicht. Die einseitige Fitnessvorstellung übergeht, dass die Menschen verschieden sind. Man muss kein schlechtes Gewissen haben, wenn man nicht mindestens zehn Stunden pro Woche in einem Fitnessstudio auf dem Laufband rennt.
Baumann: Ich würde eher sagen:Wie viel körperliche Aktivität eine Person in ihrer Freizeit entwickelt, hängt auch mit dem Beruf zusammen, den sie ausübt. Ein Bauarbeiter oder eine Kellnerin beispielsweise brauchen ein anderes Fitness-Training als ein Bürolist. Abgesehen davon: Bewegung soll Spass machen, kein Zwang sein.
care: Wieso können unsere Sporthelden nicht mehr Menschen zur Bewegung animieren?
Notter: Die Vorbildfunktion der Sportler wird überschätzt, und ich bin froh, dass diese Helden die Leute nicht immer mitreissen. Der Sport hat nämlich auch problematische Seiten.Man denke nur an die Sportverletzungen und Dopingvergehen.
Baumann: Trotzdem ist es gut, dass die Jugend ihre Sporthelden hat, steckt hinter einem guten Resultat doch immer eine Leistung, die respektiert werden soll und die Applaus verdient.
Miss Fitness Tanja Baumann, 29, ist Fitnessberaterin und Personal Trainerin. Sie gewann verschiedene Titel:
Mehr Infos unter www.tanjabaumann.com.
Hier kann auch das Homeworkout- DVD «In Shape with Tanja Baumann» bestellt werden.
Markus Notter, 43, ist Vorsteher der Direktion der Justiz und des Innern des Kantons Zürich.
Seine politische Karriere begann er:
Nicht sicher wo oder wie man beginnt, sich in Form zu halten?
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Erste Ausgabe: © Care Magazin, Ernst Weber, Nr. 2, April 2004 | Fotos: Hansjörg Egger/Fotogenica
© Tanja Baumann 1996 - 2021